Die Story: Suff, Ängste, Depressionen und der Niedergang

Drei Tage im Leben eines Menschen. Unser Held kommt aus bürgerlichen Verhältnissen. Seine Vergangenheit gleicht der der meisten Menschen um ihn herum. Er ging zur Schule, machte eine Berufsausbildung, arbeitete in einem langweiligen Job und lernte sogar eine Frau kennen. Einen Hang zum Eigenbrötlerischen hatte er wohl schon immer, und das machte ihn empfänglich für die bunten Freuden des Alkohols: Bier, Wein und Schnaps waren seine Tickets raus aus dem öden Leben der Anderen, der angepassten Spießbürger, der Carport-Besitzer und besseren Angestellten.

Und der Weg hinaus war zugleich der Weg hinein, und zwar hinein in sein überquellendes Seelenleben, sein erweitertes Bewusstsein, seine schützende Blase. Darin lebte er seine innigsten Träume und kühnsten Phantasien aus, fühlte sich erhaben, potent und unangreifbar von einer Welt, die nur Anforderungen und Bewertungen für ihn übrig hat. Und während er sich so immer weiter in seinen Innenwelten verlor, verlor er auch die Außenwelt, zunächst in Gestalt von Frau, Freunden und Job. Seitdem pendelt er hin und her zwischen Stunden der quälenden Einsamkeit, Trauer und Angst sowie anderen Stunden voller Suff, Zuversicht, Überlegenheit und Manneskraft. Zu seinem Unglück hat sich im Laufe der Zeit ein Unwucht in dieses Pendeln eingeschlichen, die stark zu Ungunsten des Effektes abendlicher Trinkfreuden ausfiel und den Helden immer tiefer in einem Strudel aus Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stürzen ließ.

Soviel zur Vorgeschichte. Zurück zu den drei Tagen im Leben dieses Menschen. Unser Held ist einsam. Nüchtern kann er die Welt kaum ertragen – und das trifft für seine Außenwelt und seine Innenwelt zu. Er ist voller Zweifel und hat Angst, hat keine Hoffnung auf ein erfülltes Leben, keine Hoffnung auf eine Partnerschaft und fühlt sich den Anforderungen der Außenwelt ausgesetzt. Die Außenwelt, das ist der mächtige Mitarbeiter im Supermarkt, die fette Kundin, die ihn anschreit, die hübsche blonde Verkäuferin im Kiosk, die ihn verächtlich abweist oder der Bankangestellte, der ihm noch ein bisschen Bargeld genehmigen kann. Sie alle üben Macht auf ihn aus, bestimmen in der ein oder anderen Weise sein Leben, das ihm immer schneller entgleitet.

Sein Gegenmittel ist der Alkohol. Es sind Bier, Wein und Schnaps, die ihm frohe Stunden der Glückseligkeit versprechen und seine Depressionen und Ängste einige Stunden lang in Schach halten. Besoffen nämlich kann ihm die gefährliche Außenwelt nichts mehr anhaben, dringt nicht mehr in sein erweitertes Bewusstsein vor. Allerdings nur in seiner Fantasie, denn besoffen misslingt ihm der Kontakt zu den Menschen da draußen noch viel schlechter. Was sich in seinem Kopf abspielt, seine pulsierenden Gedanken und sein immer hektischer rotierendes Kopfkino, befindet sich in immer krasserem Gegensatz zu dem, was sich in seiner Außenwelt abspielt. Seine wenigen Kontakte mit Mitmenschen scheitern – und er entfremdet sich vollends. Und so wird jeder neue Morgen, jedes neue Erwachen nach einer durchzechten Nach zur einer Qual, die sich aus Übelkeit, Selbstzweifeln und Selbstekeln nährt.

Gegen Ende der drei Tage entgleitet diesem Menschen sein Leben. Der Alkohol wirkt nicht mehr, das erweiterte Bewusstsein kommt nicht mehr zustande. Auch im Suff Überfallen ihn Hoffnungslosigkeit, Apathie und Schmerz. Fast unmerklich bildet sich in seiner geschundenen Seele ein Entschluss…